Beginnend mit frühen Porträts, Stadtlandschaften und Stillleben aus den 1950er Jahren bis hin zu neuesten Tuschezeichnungen, Übermalungen und Collagen entstand so ein eigenständiger Werkkomplex, der jedoch die Bindung zur Malerei nicht aufgegeben hat. Während die Malerei in ihrer sinnlichen Präsenz gültige Aussagen formuliert, bietet die Arbeit auf und mit dem Medium Papier einen direkteren Zugriff, ist sinnlich und reflektiert zugleich. Sie ermöglicht Strawalde, in immer neuen Variationen sein gedankliches und künstlerisches Vokabular zu prüfen und gibt einen Einblick in seinen künstlerischen Kosmos, der sich in besonderer Weise aus der eigenen Biografie speist und ohne diese oftmals nicht zu verstehen ist.
Strawaldes Lust an der zeichnerischen Auseinandersetzung mit Werken der alten Kunst begann in den achtziger Jahren mit den »Übermalungsfilmen« und den Serien von überarbeiteten Kunstpostkarten. In unserer Ausstellung ist eine neue Folge dieser zeichnerischen Bildkommentare und -verfremdungen zu sehen, die
sich etlicher Reproduktionen der hochmanieristischen Kupferstiche und Radierungen der französischen Schule von Fontainebleau bemächtigt. Diesen lustvoll spielerischen, phantasievoll deutenden und manchmal auch aggressiven Blättern ist das Künstlerbuch gewidmet, das die Galerie Pankow Berlin und das Leonhardi-Museum gemeinsam zur Ausstellung vorgelegt haben.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 1. Juli 2021 sprach Matthias Flügge.
Biographisches
Strawalde (Jürgen Böttcher, 1931 in Frankenberg, Sachsen geboren, lebt in Berlin) studierte von 1949 bis 1953 Malerei an der HfBK Dresden und war bis 1955 in Dresden als Maler tätig. Von 1955 bis 1960 studierte er Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und arbeitete bis 1991 im DEFA-Dokumentarfilmstudio in Berlin. Für sein umfangreiches film- wie bildkünstlerisches Œuvre ist er international bekannt und vielfach geehrt worden.