Die Ausstellung wurde noch gemeinsam mit Sibylle Bergemann konzipiert und vorbereitet und mit Hilfe von Arno Fischer und Frieda von Wild vollendet. Arno Fischer, Bernd Heise und Frieda von Wild haben auch die beiden anlässlich der Ausstellung erscheinenden Publikationen herausgegeben: »Die Polaroids« bei HatjeCantz sowie »Fenster« bei der edition braus.
»FENSTER«
»Fenster« ist die erste, bisher unpublizierte Werkgruppe von Sibylle Bergemann. Die Wahl des Motivs entsprang ihrer Scheu, die Kamera auf Menschen zu richten. »Fenster sind auch Menschen«, sagte sie dazu in der ihr eigenen Lakonie. Das Motiv spielt auch in ihrem weiteren Werk eine wichtige Rolle.
Matthias Flügge im Katalog: »Fenster sind zuerst geometrische Formen auf einer Fläche, herausragende Elemente der Bildorganisation. Vielleicht hat die Fotografin besonders gereizt, welche Fülle der Bedeutungen sich mit den einfachen Formen verbindet. Sibylle Bergemanns Fenster sind wahrhaftig wie die Augen von Menschen, in denen sich ihre Geschichte und etwas von ihrer Seele spiegelt. Sie berichten von den lange anhaltenden Folgen des Krieges in deutschen Städten ebenso wie von Momenten höchster Privatheit, von Schmuckbedürfnissen und dem Hinnehmen von Verwahrlosung, von den Räumen der Natur in den Städten und von der Gesichtslosigkeit mancher Architektur. Die Bilder sind weit davon entfernt, kritisch oder gar anklagend sein zu wollen – aber sie sind sozial genau.«
»POLAROIDS«
Jutta Voigt schreibt in »Sibylle Bergemann – Die Polaroids«: Sibylle Bergemanns poetische Polaroids sind oft Nebenprodukte von Auftragsarbeiten, eine schöne Nutzlosigkeit, Training der Fantasie, Notizen einer Romantikerin. »Manchmal möchte man Liebesgedichte schreiben«, kommentiert Arno Fischer diese Bilder. Die Künstlerin hat sich mit dem Polaroid verbündet, dem herkömmlichen Farbfoto damit das Grelle und Laute genommen, ihm Patina und Atmosphäre gegeben. Sie experimentierte mit den Wirkungen, trieb ihr Spiel mit den Seltsamkeiten. Sie hat Dinge belebt, die in einer vernünftigen Wirklichkeit leblos sind und mit der Möglichkeit gespielt, dass die Dinge eine Seele haben … Mit ihrem »belletristischen Blick – belle et triste, schön und traurig – hat sie in den Polaroids Stillleben festgehalten, Gegenstände, Umwelt und Milieus, abgenutzte Treppen und kahle Fassaden, Apfelbäume, Tulpen im Schnee, die Kinderfeste der Akademie der Künste mit Prinzessinnen, Engeln und feinen Damen. Höhepunkt sind die Porträts der kostümierten behinderten Schauspieler des Theaters RambaZamba – »Podeste für die Individualität, Aussichtstürme der Humanität, jenseits der Niederungen von Betroffenheitsattitüden«.