Lange Zeit war Claus in der DDR künstlerisch isoliert und politisch verdächtig. Er lebte einsiedlerisch in Annaberg, ab 1993 in Chemnitz. Und doch war seine Werkstatt seit den 1950er Jahren ein Gravitationszentrum europäischer intellektueller Kräfte. Ungeachtet der Verbote sandte er seine Arbeiten auf internationale Ausstellungen, hatte enge Verbindungen zu Protagonisten der konkreten Poesie in West- und Ost-Europa und war für viele unabhängige Künstler auch in der DDR eine beispielgebende Autorität. Werner Schmidt hat für das Dresdner Kupferstich-Kabinett bereits Arbeiten von Claus angekauft, als der Künstler von den DDR-Institutionen noch lange ignoriert wurde.
Nach 1990 wurde sein Werk vielfach international gezeigt und Claus hatte die Möglichkeit, raumgreifende Klang- und Material-Installationen zu realisieren. Seine Heimatstadt Annaberg ernannte ihn zum Ehrenbürger. Nach seinem Tod richteten die Kunstsammlungen Chemnitz das Carlfriedrich-Claus-Archiv ein, das seinen Nachlass, seine Bibliothek und seinen tausende Schriftstücke umfassenden Briefwechsel bearbeitet und bewahrt.
Das Leonhardi-Museum zeigte vom 3. März bis zum 3. Juni 2012 die Ausstellung »Geschrieben in Nachtmeer« von Carlfriedrich Claus. Sie entstand in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin und dem Carlfriedrich-Claus-Archiv der Kunstsammlungen Chemnitz und wurde von Brigitta Milde (Chemnitz) und Matthias Flügge (Berlin) zusammengestellt. 2011 war sie in der Berliner Akademie der Künste und im Kunsthaus Zug (Schweiz) zu sehen.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werkkomplexe der gezeichneten »Sprachblätter«, die zum frühen Werk gehörenden Fotografien und das druckgraphische Hauptwerk »Aurora«, das Rudolf Mayer 1976 im Verlag der Kunst in Dresden herausbrachte.
Zur Ausstellung ist ein großformatiges Magazin erschienen, in dem u. a. erstmalig eine Auswahl der Fotografien publiziert ist.