Vielfalt zeigen,
Bildung erleben

Carlfriedrich Claus

Geschrieben im Nachtmeer

3. Mär 12 3. Jun 12

KI generiert: Das Bild zeigt eine komplexe, abstrakte Komposition in Blautönen. Hauptsächlich sind organische Formen und geschwungene Linien zu sehen, die ein Auge und eine Pilzform umgeben.»Nach der Schlacht bei Frankenhausen, nach Thomas Müntzers Tod; die Idee aber der kommunistischen Revolution lebt weiter«, 1966, Feder, Tusche blau, beidseitig, auf Transparentpapier, 20,8 × 14,3 cm | Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv, Foto: László Tóth, Chemnitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Carlfriedrich Claus (1930 – 1998) war als Künstler und Philosoph ein Grenzgänger. Sein Werk entfaltet sich zwischen Poesie, Zeichnung, Grafik und Akustischem in Sprache und Klang. Seine Arbeit verstand er als unermüdliches Experiment und erforschte die Medien in ihren inneren Zusammenhängen, ihrer Herkunft und anthropologischen Begründung und Bedeutung. In linearem Duktus zeichnete Claus seine »Sprachblätter«, die sowohl Bild als auch Text sind und auf unterschiedliche Quellen Bezug nehmen: Neben der jüdischen Mystik, Naturwissenschaft und Kybernetik reagierte der Künstler oft auch auf zeitbezogene
politische Ereignisse. Seine geschichts-philosophischen Überlegungen orientierten sich an nach Ganzheitlichkeit strebenden Weltmodellen zwischen Paracelsus, Marx und Ernst Bloch. Aus seiner utopisch-kommunistischen Grundhaltung hat Carlfriedrich Claus nie einen Hehl gemacht. Es ging ihm um die Überwindung des entfremdeten Seins durch die »Naturalisierung des Menschen und die Humanisierung der Natur«.

Lange Zeit war Claus in der DDR künstlerisch isoliert und politisch verdächtig. Er lebte einsiedlerisch in Annaberg, ab 1993 in Chemnitz. Und doch war seine Werkstatt seit den 1950er Jahren ein Gravitationszentrum europäischer intellektueller Kräfte. Ungeachtet der Verbote sandte er seine Arbeiten auf internationale Ausstellungen, hatte enge Verbindungen zu Protagonisten der konkreten Poesie in West- und Ost-Europa und war für viele unabhängige Künstler auch in der DDR eine beispielgebende Autorität. Werner Schmidt hat für das Dresdner Kupferstich-Kabinett bereits Arbeiten von Claus angekauft, als der Künstler von den DDR-Institutionen noch lange ignoriert wurde.

Nach 1990 wurde sein Werk vielfach international gezeigt und Claus hatte die Möglichkeit, raumgreifende Klang- und Material-Installationen zu realisieren. Seine Heimatstadt Annaberg ernannte ihn zum Ehrenbürger. Nach seinem Tod richteten die Kunstsammlungen Chemnitz das Carlfriedrich-Claus-Archiv ein, das seinen Nachlass, seine Bibliothek und seinen tausende Schriftstücke umfassenden Briefwechsel bearbeitet und bewahrt.

Das Leonhardi-Museum zeigte vom 3. März bis zum 3. Juni 2012 die Ausstellung »Geschrieben in Nachtmeer« von Carlfriedrich Claus. Sie entstand in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin und dem Carlfriedrich-Claus-Archiv der Kunstsammlungen Chemnitz und wurde von Brigitta Milde (Chemnitz) und Matthias Flügge (Berlin) zusammengestellt. 2011 war sie in der Berliner Akademie der Künste und im Kunsthaus Zug (Schweiz) zu sehen.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werkkomplexe der gezeichneten »Sprachblätter«, die zum frühen Werk gehörenden Fotografien und das druckgraphische Hauptwerk »Aurora«, das Rudolf Mayer 1976 im Verlag der Kunst in Dresden herausbrachte.

Zur Ausstellung ist ein großformatiges Magazin erschienen, in dem u. a. erstmalig eine Auswahl der Fotografien publiziert ist.

KI generiert: Das Bild zeigt einen Ausstellungsraum mit mehreren Vitrinen, in denen Kunstwerke präsentiert werden. Der Raum hat eine helle Beleuchtung und parkettierte Böden.© Leonhardi-Museum / PR

Katalog

Zur Ausstellung erschien ein großformatiges Magazin.