Manfred Zoller ist Künstler, Maler, Collageur, Bildhauer – und ursprünglich Arzt. Als solcher, nämlich als Facharzt für Anatomie, hat er einige Jahre auch gearbeitet. Später war er Meisterschüler bei Gerhard Kettner an der HfBK Dresden
, leitete dann dort das Fachgebiet Anatomie, danach lehrte er Morphologie/Anatomie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
, hatte verschiedene Gastprofessuren inne und schrieb ein grundlegendes Buch zum Thema Anatomie. Im Wissen um all das konterkariert der Blick auf sein künstlerisches Werk sämtliche Erwartungen. Da ist auf den ersten Blick nichts Gegenständliches, fast nichts ist Abbild von etwas Lebendigem. Denn Zoller versteht die Künstler-Anatomie schon als akademisch vermittelbares Fach, aber auch als offenes System, als Ausgangspunkt und Gestaltungsaufgabe. Farbigkeit, Komposition und Gestalt entstehen in seinen Gemälden, Collagen und Assemblagen aus dem Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichem Ernst und freiem Spiel. Da, wo dann der Betrachter versucht, etwas zu lesen, beginnt das Spiel aufs Neue. Aus Zollers Ordnungen von Farbe und Form fügen sich weitgesteckte Assoziationsräume, verwandelte Wirklichkeit, bildnerische Poesie.