Ein Ort für epochenübergreifende Kunstbegegnungen
Das Leonhardi-Museum in seiner heutigen Form gibt es seit 2003, wo es nach umfangreicher, zweijähriger Sanierungszeit wiedereröffnet wurde. Neben einer festen Präsentationsfläche von Landschaftsgemälden Eduard Leonhardis im sogenannten »Leonhardi-Atelier«, werden im großen Saal sowie in den Kabinetten verschiedenste Personal- und Konzeptausstellungen gezeigt, die häufig, aber nicht zwangsläufig einen regionalen Bezug haben.
Dabei ist das Leonhardi-Museum nicht von ungefähr ein besonderer Ort für Begegnungen mit Kunst. Bereits seit den 1960er Jahren in der DDR bildeten junge Künstlerinnen und Künstler auf erste Initiative des Malers Günter Tiedeken in wechselnder Formation die AG LEONHARDI und nahmen so das große Ateliergebäude in Besitz. Trotz zahlreicher Be- und Verhinderungen durch die Stasi und andere offizielle Organe gestalteten Dresdner Maler, Grafikerinnen und Bildhauer hier in Eigenregie im großen Saal insgesamt über 100 verschiedenste Ausstellungsprogramme.
Heute sorgt die Anbindung an das künstlerische Vermächtnis Eduard Leonhardis dafür, dass die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst hier eine geistige Rückbindung erhält. Jener historische Platzvorteil greift außerdem zugleich den Willen seines Gründers auf, da das Haus von Leonhardi dazumal bereits als Förderstätte für junge Kunst angelegt worden war.
Wir sind Teil des Verbundes der Museen der Stadt Dresden.
Eduard Leonhardi
Der 1828 in Freiberg geborene Künstler Eduard Leonhardi zog 1840 mit seiner Familie nach Dresden, wo der Vater, August Leonhardi, an der Grundstraße eine »Chemische Fabrik« errichten ließ. Ab 1842 studierte Eduard Leonhardi an der Königlich-Sächsischen Kunstakademie. 1849 begann er mit selbständiger künstlerischer Arbeit in Dresden und avancierte später zum erfolgreichen Landschaftsmaler. Nach einigen Jahren in Düsseldorf, kehrte der Künstler nach Dresden zurück, um nach dem Tod seines Vaters dessen Fabrik zu übernehmen. 1879 erwarb Leonhardi die stillgelegte Hentschel-Mühle, die er daraufhin umbauen und umgestalten ließ. Seine Intention einer mäzenatischen Nutzung als Wohn- und Atelierhaus für junge Künstlerkollegen scheiterte schnell an der Realität. Nach anfänglich euphorischer Inbesitznahme des »Künstlerhauses« verlor sich die Künstlerschar in Streitereien und zerstreute sich alsbald in alle Winde. 1885 eröffnete der Maler an selber Stelle das »Landschaftsmuseum Eduard Leonhardi«, in welchem er eigene romantische Naturdarstellungen präsentierte. 1905 starb Eduard Leonhardi in Dresden-Loschwitz.
Zur Geschichte des Hauses
Beheimatet ist das Leonhardi-Museum in einem pittoresken Fachwerkhaus, das mit seinen Erkern und Türmchen, dem in Stein gehauenen gewaltigen nackten Bergknappen an der Fassade und den malerischen Verzierungen aus Sprüchen und Reimen irgendwie etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint. In Teilen geht das Gebäude an der Grundstraße 26 unweit des Körnerplatz in Dresden-Loschwitz auf eine Wassermühle zurück, die an dieser Stelle bereits für das 16. Jahrhundert überliefert ist. Noch bis in die 1870er Jahre wurde hier Mehl gemahlen, bevor modernere Mühlen die Einstellung des Betriebes erforderten. Als Eduard Leonhardi 1879 das ausgediente Mühlengrundstück kaufte, ließ er die Mühlen- und Stallgebäude abreißen und stattdessen ein Atelierhaus errichten. Das Wohngebäude blieb nahezu unverändert und wurde nur mit einem kleinen Atelieranbau versehen. Anfang der 1880er Jahre erhielt das Fachwerkhaus von dem jungen Dresdner Kunstakademieschüler Charles Palmié seine ungewöhnliche Bemalung sowie Anregungen für den historisierenden Fassadenschmuck.