»Einerseits suggerieren die Skulpturen Jürgen Schöns Dinge, Bruchstücke aus Architektur oder ähnliches. Auf der anderen Seite entziehen sie sich konsequent jeder Bestimmung einer Funktion oder einer Bezeichnung. Sie sind einfach da – lapidar, autonom, provozierend, geheimnisvoll.
Ursprünglich Steinbildhauer, wechselt der Dresdner Künstler Jürgen Schön 1989 das Material und auch das künstlerische Konzept. Statt der Endgültigkeit und des ästhetischen Gewichts klassischer bildhauerischer Materialien wählt er die vorläufige Leichtigkeit des Papiers. Schicht für Schicht entwickelt sich in leimgetränktem Papier eine Form. Und eben diese Schichtung verbirgt sie auch dem Betrachter, verbirgt die Form, bevor sie einen Namen bekommen kann. Graues und weißes Papier, gemischt mit Leim, entwickelt eine eigene Farbigkeit, zusammen mit der Modellierung legt die Oberfläche eine impressionistische, auflösende Sicht der Skulpturen nahe. Der Künstler findet intuitiv die reine Form und ihre eigene, innere Stimmigkeit.
Um das zu erreichen, läßt der Künstler keine Deutung und Interpretation für seine Skulpturen zu: nicht Natur, nicht die Welt der Dinge, keine soziale oder gesellschaftliche Bedeutung -nur die Aura des Geheimnisses, der Stille, der Konzentration, eine gelassene Ruhe vermitteln die Skulpturen von Jürgen Schön. Der Grundgedanke der Moderne von der Unabhängigkeit, von der Autonomie des Kunstwerkes hat im Werk von Jürgen Schön eine bemerkenswerte Renaissance gefunden.«
— WERNER MEYER —